Mythen und FaktenDie Migränepersönlichkeit
Die Suche nach einer Migränepersönlichkeit ist in der Medizingeschichte nicht neu. Es gab verschiedene Ansätze, alle Menschen mit Migräne einem bestimmten Persönlichkeitstypus zuzuordnen. Dies ist aus heutiger Sicht gescheitert, obwohl es Verhaltensmerkmale und kognitive Besonderheiten gibt, die bei der Mehrzahl der Menschen mit Migräne auftreten. Dazu gehören ein unspezifisch erhöhter Neurotizismus-Score (am ehesten durch die Schmerzen bedingt) und eine mangelnde Habituation auf kognitive Reize zwischen den Migräneattacken. Ein weiterer Aspekt der „Migränepersönlichkeit“ ist die Komorbidität mit einigen psychiatrischen Erkrankungen wie Depression und Angsterkrankungen. Hierbei handelt es sich möglicherweise um gemeinsame pathophysiologische Grundlagen, die aber nicht in ein konsistentes psychiatrisches Krankheitsprofil bei Menschen mit Migräne münden. Weiterhin muss bei den Auswirkungen der Migräne auf die Betroffenen auch die deutlich beeinträchtigte Lebensqualität berücksichtigt werden, die inzwischen mit krankheitsspezifischen Instrumenten erfasst wird. Abschließend gibt dieser Artikel auch Hinweise, wie die o. g. spezifischen Aspekte der Migränepatienten im ärztlichen Gespräch berücksichtigt werden können.